Ein Beitrag von Hans Groba:
In unserem Senioren-Handwerkerteam diskutieren wir auch öfter über Techniken, die in einem alten denkmalgeschützten Gebäude anzuwenden sind. Was und wie haben es unsere Vorfahren gemacht?
Die alten Fußbodendielen in unserem Keramikraum (1.OG) – vormals mit Fußbodenfarbe gestrichen – haben an einigen Stellen erhebliche Laufspuren. Müssten mal wieder gestrichen werden?! Würde bedeuten: Alte Farbe runter, Schleifen, Säubern, neue Farbe drauf! Dreck, Staub, mühsame Arbeit. Schleifen mit Maschine – geht nicht: Unter dem Keramikraum sind die Kleine und die Gute Stube. Die alten Deckenbalken halten vielleicht die Vibration nicht aus! Holzschutz muss aber sein!
Haben unsere Altvorderen nicht immer gebohnert? Klar, haben wir doch als Kinder selbst noch erlebt! Mussten wir bei der Armee auch immer machen, mit dem Bohnerbesen, so einem quadratischen Ding mit Kugelgelenk – sagen einige. Aber auf Fußbodenfarbe? Ja, nein, doch – Internet befragen! Bohnerwachs in Braun gibt`s. Mit Rolle bei größer 20°C aufzutragen. Bohnerbesen zum Polieren auch – 65,00 €. Für einmal anwenden zu teuer. Eine richtige Antwort, ob auf Farbe bohnern sinnvoll ist, finden wir nicht. Wir entscheiden uns für den Holzschutz mit Bohnern, glänzen wird die Farbe auf jeden Fall. Und die Laufspuren? Können bleiben. Das braune Wachs wird sie ein wenig kaschieren – und man darf auch sehen, dass die Keramikstube genutzt wird. Hauptsache: Holzschutz!
Los geht’s am Montag:
Heinz heizt den Kaminofen kräftig an, vier Männer räumen raus was geht (Stühle, Tische, etc.), Elvira und Carmen von der Kreativgruppe wischen gründlich den Boden. Dann heißt es warten: Auf Trocknung des Fußbodens und eine annähernd gute Temperatur des Raumes.
Ich wärme inzwischen auch das Bohnerwachs auf dem Küchenofen und bereite die Rollen für das Aufbringen vor. Auch der Vorraum, wo die Ausstellung vom Flachs zum Leinen beginnt, wurde inzwischen von einigen Gerätschaften beräumt, so dass auch dort die Dielen gepflegt werden können. Nach der 11.00 Uhr Pause (Elferzug) des Handwerkerteams geht’s los. Otto und ich rollen das warme Wachs aus. Es muss schnell gehen, bevor es wieder zu kalt ist. Zwischenzeitlich, bevor der Vorraum gewachst wird, muss es dann doch noch einmal erwärmt werden.
13.00 Uhr:
Der erste Arbeitsschritt ist geschafft: Bohnerwachs aufgetragen. Alles glänzt – relativ gleichmäßig. Das eigentliche Bohnern habe ich mir für den nächsten Tag vorgenommen – ohne Bohnerbesen mit Gelenk, mit einem kurzstieligen Besen, um den ich einen sogenannten Scheuerhader wickle und festbinde. Aber oh Schreck: Auf den Laufflächen war das Wachs weg – ins Holz eingezogen. Ist das Holzschutz?
Zwei Tage später:
Ofen anfeuern, warten auf Temperatur, Wachs vorwärmen, nachstreichen, sprich rollen!
Was noch bleibt:
Nochmals mit dem kurzstieligen Besen nachbohnern. Mit kräftigem Druck versteht sich, denn das Wachs will einmassiert werden ins Holz mit Farbe.
Demnächst:
Heizen, Bohnern bis es glänzt.